Carpentras

ca. 25.500 Einwohner

Die ursprüngliche Befestigung der Hauptstadt der Grafschaft Venaissin ist durchlässig geworden. Sie besteht aus Platanen, nur die Pforte d’Orange aus dem 14. Jh. ist erhalten , und die Reste des Triumpfbogens hinter dem Justizpalast sind noch aus römischer Zeit. Von 1229 bis zur Französischen Revolution gehörte der Ort den Päpsten. Hier fanden die Juden Schutz, die Philippe der Schöne vertrieben hatte.

Die Kathedrale Saint-Siffrein steht an einem Ort, der seit der Antike der Gottesanbetung geweiht ist. Der grösste Teil des Bauwerks stammt aus dem XVI. Jh., als der Papst Benoît XII. seinen Wiederaufbau vorantrieb. Es ist prächtig ausgestattet und in seiner Kapelle werden die Reliquien des Heiligen Mors aufbewahrt. Die Reliquienkassette wurde für den Kaiser Konstantin I. geschmiedet und es heisst, sie enthalte Nägel aus dem Kreuz Christi. An der linken Seite der Kathedrale befindet sich eine prächtige Tür, die Hebräische Tür genannt. Sie war Juden vorbehalten, die zum christlichen Glauben übertreten wollten und am Tag ihrer Taufe durch diese Tür in die Kirche eintraten. Sie ist mit einer eigenartigen Skulptur namens Rattenkugel verziert.
Bis zur Französischen Revolution war in Carpentras eine der grossen Jüdischen Gemeinden ansässig, die unter dem Schutz der Päpste stand. Die drei anderen Gemeinden  befanden sich in Avignon, Cavaillon und L’Isle-sur-la-Sorgue. Heutzutage gibt es hier keine Jüdischen Gemeinden mehr, damals aber sprachen die Juden des Comtats eine eigene Sprache, das Judeo-Provenzalisch und hatten eigene Sitten und Gebräuche.

Die im XVI. Jh. erbaute und im XVIII. Jh. stark umgebaute Synagoge ist die älteste und am besten erhaltene in ganz Frankreich. Sie ist ein eigentümliches, für das XVIII. Jh. typisches Bauwerk mit zahlreichen Holzverzierungen und Lüstern. Seit der Ansiedlung sefaradischer Juden aus den Ländern des Maghreb in Frankreich wird die Synagoge wieder zu religiösen Zwecken genutzt.

Der im I. Jh. erbaute Triumphbogen ist mit Darstellungen angeketteter Gefangener versehen. Das Monument diente der ursprünglichen Kathedrale als Eingangstor, wurde aber im XVII. Jh. entfernt.
In den Museen Comtadin und Duplessis sind Kunstsammlungen, volkstümliche Kunst sowie Bilder ausgestellt. Sie arbeiten zusammen mit der reich ausgestatteten, im XVIII. Jh. von einem Bischof von Carpentras gegründeten Bibliothek Inguimbertine. Im Museum Soubirats ist die Inneneinrichtung reicher Häuser des Comtats ausgestellt.

Geschichtlicher Überblick über die Sankt-Siffrein-Kathedrale
Das Mittelschiff der von Geoffroy errichteten dritten Kathedrale Carpentras (nach zwei älteren Gebäuden) stürzte zwischen September 1399 und März 1400 ein. Es blieb nur das Rechteck des Querschiffes mit dem Turm stehen. Am 5. Mai 1404 gab Papst Benoît XIII. den Auftrag zu ihrem Wiederaufbau auf Kosten des Domkapitels. Die Bauarbeiten dauerten bis 1531. Dieses schöne Beispiel südländischer Spätgotik ist die grösste Kirche des Bistums (im ganzen 58 m lang). Das Mittelschiff  (42 m lang, 15,30 m breit und 23,25 m hoch) hat 6 Spitzbogengewölbejoche, gestützt durch kräftige Strebepfeiler zwischen denen die Kapellen liegen ( 6 m lang und  5.30 m breit); oben zwölf Fenster und unten zwölf in den Kapellen, zwei Fenster in der Vorderfront und ein Rundfenster im Triumphbogen. Die Vorderfront wurde im Auftrag von Bischof Capponi 1615 durch Isnard vollendet. Der romanische Kirchturm wurde 1875 abgerissen, der heutige, ein Werk von Révoil, hat fünf Glocken.

Carpentras liegt an einer jahrhunderte alten Straße zwischen dem Rhônetal und dem Berg Ventoux. Bis zur französischen Revolution war Carpentras die Hauptstadt des Comtat Venaissin. Seit dem XIX. Jh., dem Zeitpunkt, an dem die Gegend bewässert wurde, ist Carpentras das Zentrum der Landwirtschaft der gesamten Ebene des Comtat. Der Ende November stattfindende Markt von Saint-Siffrein war früher ein wichtiger Faktor des lokalen Wirtschaftslebens. Koste die berühmten, nach traditionellem Rezept hergestellten Berlingots und eingelegten Früchte. Das auffallendste Bauwerk in dieser Stadt ist  das Hôtel-Dieu aus dem XVIII. Jh., ein wundervolles Bauwerk mit einer klassischen Fassade. Besuche die Apotheke, in der sich seit dem XVIII. Jh. nichts mehr verändert hat. Fayencetöpfe aus Moustiers stehen sauber aufgereiht in wunderschönen Holzregalen.

Bis zum 19. Jh. gab es in Carpentras ein jüdisches Viertel mit Frankreichs ältester Synagoge aus dem 14. Jh., im 18. Jh. wieder aufgebaut. (Place de l’Hotel  de Ville). 1.200 Menschen sollen hier in einer 80 m langen Strasse gelebt haben.

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