Le-Barroux

ca. 600 Einwohner

Nordöstlich von Avignon und Villeneuve-les-Avignon befindet sich hinter Carpentras die Ortschaft Le Barroux zwischen dem Mont Ventoux und den Dentelles. Das Kastell, von den Grafen von Baux im 12. Jahrhundert auf der Spitze eines Hügels erbaut, überragt das Dorf und ist bereits von Weitem zu sehen. Etwas jünger ist die Geschichte des Klosters Sainte-Madeleine. Im Sommer 1970 gründete der Mönch Dom Gerard das Kloster Sainte-Madeleine in Bedoine, im Department Vaucluse. Auf Grund der schnell wachsenden Mönchsgemeinschaft beschloß man den Bau eines größeren Klosters - Sainte-Madeleine in Le Barroux. Nach einer Bauzeit von etwas mehr als drei Jahren wurde das Kloster 1986 an seinem jetztigen Standort fertiggestellt. Das Kloster, das so gar nicht in unser traditionelles Bild einer Kirche paßt, ist in warmen Brauntönen gehalten und wird an einer Seite wie das Kloster Senanque in Gordes, von einem Lavendelfeld eingerahmt.

Im 12. Jahrhundert, zur Zeit ihrer Erbauung, war die Burg Le Barroux ein gewaltiger, von dicken Befestigungsmauern umschlossener Bergfried, der die Ebene des Comtat Venaissin gegen sarazenische und italienische Invasionen schützte.
Sie war der Sitz der Seigneurie (herrschaftliches Gebiet), die vom 12. zum 15. Jahrhundert den Familien des Baux, de Budos, de Ricavi, de Peyre, de Cardaillac, de Rovigliasc, de Pelletier de Gigondas und de Noret nacheinander gehörte.
1274, als der Papst das Comtat in Besitz nahm, wurde Le Barroux bis 1791, als das Gebiet Frankreich angeschlossen wurde, zu einem der Apostolischen Kammer von Carpentras unterworfenen Lehen. So zählte der Inhaber von Le Barroux zu den gutsherrlichen Vasallen und Lehnsträgern Unseres Heiligen Vaters des Papstes.
1538 wurde die Burg, zur Begleichung einer Schuld, zum Eigentum des Henri de Rovigliasc, der unter dem heiligen Papst Benediktus XIII. (1324-1423) zum päpstlichen Hof nach Avignon gezogen war. Dieser verwandelte in der Hoch-Zeit der Renaissance die militärische, unbewohnbare Festung in eine prachtvolle Wohnstätte.

Das Abwehrsystem der Burg ist von neueren, den Hof abgrenzenden Befestigungsanlagen ergänzt, die um 1680-90 in Anlehnung an Vauban errichtet wurden (Sébastien Le Prestre de Vauban, ein brillanter Heerführer, der unter König Ludwig XIV. Marschall von Frankreich war, umgab das Königreich mit befestigten Plätzen, insbesondere an der Schelde, der Maas und dem Rhein entlang).

Danach nimmt die Burggeschichte finsterere Farben an... Sie wurde verlassen, 1793 von den revolutionären Horden übel zugerichtet, im 19. Jahrhundert verkauft; sie war im Begriff, völlig zu verfallen, und diente während fast 150 Jahre als Steinbruch....

Der Krieg fing an, und die Arbeit wurde auf einmal eingestellt. Während des Krieges wurde die Burg von den deutschen Besatzungstruppen teilweise als Beobachtungsposten benutzt..

1944 schossen die Widerstandskämpfer in einem Hinterhalt einen deutschen Soldaten nieder. Als Vergeltungsmaßnahme gegen diese Schattenarmee trieben die Besatzungstruppen die Einwohner von Le Barroux zusammen, in der Absicht, Zivilgeiseln hinzurichten. Glücklicherweise ließ sich der Befehlshaber der deutschen Abteilung erweichen und beging diesen Racheakt nicht, aber beim Aufbrechen steckte der Zug die Burg in Brand. Sie brannte zehn Tage lang. Wir hatten den 24. August, den Tag vor Paris' Befreiung...

Die Schäden waren beträchtlich, und es wurde erneut, wieder mit privaten Geldmitteln, schon ab 1960 von Hrn. Dr. Mouliérac-Lamoureux, einem Militärarzt, eine Restaurierung unternommen. Mehrere Filme wurden hier gedreht, 1977-78 (Das Ardouaansche Schwert) und 1980 (Die Märchen des aufgebaumten Katers).

Seit 1993 setzt der Verein der Freunde der Burg Le Barroux mit Unterstützung der Familie Vayson de Pradennes, der die Burg immer noch gehört, diese Arbeit fort. Jetzt kann die Burg, auch wenn es noch nicht alles fertig ist, ihre Besucher empfangen und dazu noch verschiedenen Kultur- und Kunstveranstaltungen einen herrlichen Rahmen bieten.