Orange

ca. 29.000 Einwohner

Das Tor zur Provence für alle, die über die Autoroute du Soleil von Norden her kommen - oder auch die Abschiedspforte nach einem Provence-Urlaub, Gelegenheit  für einen letzten Café unter Platanen in einem etwas verschlafenen Ort. Gelegenheit auch für einen Blick in die römische Geschichte und Geschichten des Gebietes; Alles Propaganda, sagen Historiker, wenn sie die Reliefs des Triumphbogens, 21 bis 26 n. Chr. errichtet, beurteilen sollen. Da ist, an der stadtabgewandten und besser erhaltenen Nordseite, über dem mittleren Bogen der Kampf gallischer Krieger gegen Legionäre zu sehen, links und rechts die Schlacht Cäsars gegen die Marseiller Flotte oder der Sieg Augustus bei Actium. Und das am Randes des Schlachtfeldes, wo Klimbern und Teutonen die Römer (105 v. Chr.) besiegt hatten? Bei der Stadtgründung für die Legionärsveteranen kümmerte es sie nicht mehr, Fremdenlegion und Luftwaffe haben noch heute hier ihre Stützpunkte.

Das ehemalige Fürstentum Orange ist eine Enklave im Comtat Venaissin. Im Jahre 35 vor unserer Zeitrechnung wurde die römische Siedlung Aurasio am Standort einer keltisch-ligurischen Siedlung gegründet. Es wurden zahlreiche Monumente erbaut, von denen heute noch das berühmte antike Theater und der Triumpfbogen stehen. Das frühchristliche Bistum entwickelte sich zu einem kleinen Staat, der bis zur Amtsübernahme von Ludwig XIV. unabhängig blieb. Eben dieser Ludwig XIV. nahm den Staat seinem letzten Herrscher, dem Prinzen Wilhelm III. von Orange-Nassau ab, weil der König dieses Fürstentum, eine protestantische Bastion im Besitz eines Frankreich feindlich gesinnten Kalvinisten, nicht mehr länger dulden wollte. Er machte Orange kurzerhand zu einer Garnisonsstadt.

Der keltische Name Arausio ist  von einer dort verehrten Quellgottheit abgeleitet.Nach dem Sieg der Römer bei Arausio begann die römische Besiedlung der Stadt. Durch Caesar Oktavian, dem  späteren Augustus, wurde Arausio im Jahre 36 v. Chr. zu einer römischen Kolonie  erhoben (Colonia Julia Secundanorum Arausio in Gallia Narbonensis). Gleichzeitig  begann die Ansiedlung von Veteranen der siegreichen zweiten Legion. Die  Veteranen dieser Legion erweiterten die kleine Ansiedlung nach Norden hin und  bauten sie zur Stadt aus. Um 21 n. Chr. wurde von den Römern unter Tiberius ein  Aufstand mit aller Härte und Überlegenheit unterdrückt. In diesem Zuge wurde  Arausio dem Erdboden gleichgemacht und wurde praktisch von Grund auf neu erbaut.  Die Lage an der Via Agrippa  hatte zur Folge, dass Arausio in den folgenden Jahrhunderten zu einer wichtigen  Provinzstadt in der Provinz Gallia Narbonensis wuchs.  Von den antiken Gebäuden sind nur noch das Theater und der Triumphbogen  erhalten. Doch besass Arausio alle öffentlichen Bauten, wie Zirkus, Tempel,  Foren, Thermen und ein Amphitheater. Mit dem Einfall der Westgoten zu Beginn des  fünften Jahrhunderts begann dann den Niedergang der stattlichen Provinzstadt,  die erst im Mittelalter wieder zur Bedeutung gelangte.

Eines der besterhaltenen römischen Bauwerke der Welt - das Theater wurde vor über 2000 Jahren erbaut und fasste bis zu 10.000 Zuschauer.
Das antike Theater wurde unter Kaiser Augustus um die Zeit von Christi Geburt am Fuß der Colline Saint-Eutrope bei Arausio errichtet. Ursprünglich eine keltische Siedlung, erbauten Veteranen der zweiten gallischen Legion unter Cäsar eine bedeutende römische Stadt mit prächtigem Theater, Triumphbogen, Tempeln, Bädern und vielen anderen öffentlichen Gebäuden.
Obwohl die Überreste des Theaters nur ein Schatten der ursprünglichen Pracht widerspiegeln, ist es leicht, es sich in seiner Blütezeit vorzustellen. Die Cavea, der Zuschauerraum, war in drei Ränge unterteilt. Auf einem der Ränge kann man heute noch die Aufschrift: >>EQ GIII<< lesen. (>>Equus Gradus III<< oder dritter Rang für Ritter). Senatoren und Ehrengäste saßen auf Marmorsitzen vor der ersten Reihe.
Die monumentale Bühnenwand  aus Sandstein (103 Meter lang, 37 Meter hoch und fast 2 Meter breit) ist die einzige der Welt, die vollständig erhalten blieb. Louis XIV nannte sie die “größte  Mauer meines Königreichs”. Einst mit Säulen, Friesen, Nischen und Statuen verziert, sind heute bis auf eine imposante Marmorstatue von Kaiser Augustus alle Statuen verschwunden. Unter dieser befindet sich das zentrale  “Kaiserliche Tor”. Die Mauern sind mit Geheimgängen für Schauspieler und Bühnenarbeiter durchzogen. Zum gleichen Zweck - um unbemerkt auf- und abtreten zu können - hatte die hölzerne Bühne  mehrere Falltüren. Zur Römerzeit wurde das Theater für Versammlungen, Vorlesungen, Theatervorstellungen und Konzerte genutzt. Seine ausgezeichnete Akustik beweist sich jedes Jahr im Juli und August bei den “Chorégies”, einem weltberühmten Festival mit Oper, Schauspiel und Tanz, das hier seit 1869 stattfindet. Klassik,- Jazz- und Popkonzerte werden in den Sommermonaten ebenfalls abgehalten.
Westlich des Theaters, auf dem Gipfel der Colline Saint-Eutrope, liegt ein kühler, schattiger Park mit schönem Ausblick auf Orange, das Theater und das Rhône-Tal.