Roussillon

ca. 1.100 Einwohner

Ein paar Autominuten östlich von Gordes liegt auf einem kleinen Hügel im Angesicht hoher Ockerklippen Roussillon, das rötliche Dorf. Die Römer, die intensiver als die Griechen die Ockerbrüche ausbeuteten, ließen das Gestein auf Maultieren durch die Luberon- Passage von Lourmarin zum Mittelmeer schaffen. Eine Naturbesonderheit wie die Ockerbrüche von Roussillon gibt bekanntermaßen zu Legenden Anlass und am beliebtesten sind diejenigen, in denen eine tragische Liebe die Hauptrolle spielt. In Roussillon hießen die Akteure Dame Sermonde, die Gemahlin des Grafen Raymond d‘Avignon, dazu gesellte sich — man schrieb das Jahr 1190— der Dichter Guillaume de Cabestan.
Der Graf liebte die Jagd und den Krieg mehr als seine Gemahlin und die sich vernachlässigt fühlende Sermonde öffnete dem Dichter Ihr Herz. Ein böser Kastellan lauschte, plauderte es aus und das Unglück nahm seinen Lauf... Der eifersüchtige Ehemann tötete Guillaume und setzte der schöne Sermonde sein Herz vor. Als sie erfuhr, was sie gegessen hatte, sprang sie wortlos auf und stürzte sich vom Söller in den Tod. Ihr Blut und das des Dichters vereinten sich darauf und färbten die stummen Felsen ringsum...

Heute haben wir uns aufgemacht, zu dem Dorf Roussillon zu fahren. Die Straße durch den Luberon war recht abenteuerlich - schmal, kurvig und steil - so dass ich mich da nicht traute, Bilder zu machen. Deshalb sind die Bilder auf der Rückfahrt entstanden, da sind wir dann an Gordes vorbei, durch L’Isle sur la Sorgue zurück gefahren. Wenn die Bilder etwas unscharf wirken, liegt es daran, dass sie aus dem fahrenden Auto aufgenommen wurden.

 

Wer  Licht, Farben, Sonne, weite Horizonte und den Frieden der Sternennächte im Midi liebt, liebt auch Roussillon. Man verlässt das Dorf mit dem Wunsch, wieder zu kommen und man kommt wieder. Man erkennt es so ähnlich, wie man es verlassen hat, doch niemals genau so; das ist der Vorteil auserwählter Orte, Roussillon gehört zu denen, an die ich mit viel Heimweh denke, die mich intrigieren, denn ich bin sicher,  dass ich niemals seine ganze Bedeutung wahrnehmen werde.
Marie Mauron

Roussillon, die Hauptstadt des Ockervorkommens, liegt auf dem Gipfel des 335 m hohen Mont Rouge (Roter Berg). Den Berg aus mürbem Ockersand schützt eine wasserundurchlässige Decke aus Stein und eisenhaltiger Erde, was die Errichtung des Dorfes möglich machte.
Die dicht um ihren Kirchturm gedrängten Häuser machen den Eindruck eines Puzzles wunderschöner Formen und Farben. Vom Belvedere aus, dort wo früher das Castellum stand, bietet sich ein weites Panorama, in dem die Komplementärfarben der roten Steilhänge und der grünen Kiefernwälder zu einer wundervollen Palette verschmelzen.

Das Dorfleben von Roussillon spielt sich auf dem Rathausplatz ab. Caféhausterrassen laden zum Verweilen ein und von hier aus kann man den Gassen folgend, das Dorf entdecken.
Über den Platz de la Forge erreicht man den höchsten Punkt des Dorfes, hier stand früher die Burg, in die man sich bei Gefahr zurück zog. Eine Tafel erleichtert die Orientierung. Die Steilwand dominiert 60 m über das Unterland. Am Horizont zeichnen sich graziös die Hänge der Vaucluse-Hochebene ab.

Malerische Gassen, Stege und Treppen führen auf die verschiedenen Höhenlagen des Ortes. Der Spaziergang bestätigt, dass wir uns im Reich der Ocker befinden, seine Farbskala von Pastelltönen bis zum kräftigsten Rot  zieren Häuser und Mauern.

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